Sitzung: 17.01.2018 Ausschuss Bauen, Abfall und Kreisstraßenunterhaltung
Beschluss: einstimmig empfohlen
Abstimmung: Ja: 10, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Im Fachausschuss wurde
das nachfolgende Schreiben entworfen:
Niedersächsisches
Ministerium für
Umwelt, Energie und
Klimaschutz
Herrn Minister Lies -persönlich-
Archivstraße 2
30169 Hannover
Einführung
der Biotonne im Landkreis Lüchow-Dannenberg
Hier:
Einladung zu einem persönlichen
Gesprächstermin
Sehr geehrter Herr
Minister,
der Landkreis Lüchow-Dannenberg wurde
durch Ihr Ministerium auf Grundlage des § 11 KrWG aufgefordert, die
flächendeckende Einführung einer Biotonne für das Entsorgungsgebiet umzusetzen.
Der Landkreis Lüchow-Dannenberg sieht sich grundsätzlich in der Pflicht, den
gesetzlichen Auftrag von Bund und Land, Abfallmengen zu vermeiden bzw. zu
reduzieren zu erfüllen. Er sieht deshalb die Erzeugung zusätzlicher Stoffströme
in die Abfallentsorgung als kontraproduktiv.
Die verschiedenen Gremien des
Landkreises haben sich daraufhin mit der Thematik befasst und versucht eine für
das Entsorgungsgebiet angemessene Lösung zu erarbeiten. U. a. wurde ein
Fachbüro mit der Erstellung eines Konzeptes zur Einführung der getrennten
Sammlung von Bioabfällen beauftragt. Dieses liegt seit dem Herbst vergangenen
Jahres vor und bildet die Rahmenparameter für die mögliche Einführung plausibel
ab.
Wie in Ihrem Hause bekannt ist, hat der
Landkreis bereits vor einigen Jahren ein mittlerweile etabliertes und von der
Bevölkerung akzeptiertes System zur Sammlung von Grünabfällen aufgebaut.
Hierfür waren u. a. auch erhebliche finanzielle Aufwendungen für die Errichtung
geeigneter Lagerplätze erforderlich. Aktuell werden in diesem System ca. 11.000
t Grünabfälle gesammelt und verwertet. Damit erfasst der Landkreis ca. 210 kg
Grünabfälle je Einwohner und Jahr und liegt weit über dem Landesmittelwert der
erfassten organischen Abfälle (siehe Anlage).
Auch gehört der Landkreis
Lüchow-Dannenberg laut Gutachten, auch ohne separate Bioabfallerfassung, in
Niedersachsen zu den Landkreisen mit der geringsten Organikmenge im Restmüll.
Weiterhin verfügt der Landkreis
aufgrund seiner Siedlungsstruktur über eine hohe Anzahl von Haushalten, welche
Ihre verbleibenden Bioabfälle auf dem Grundstück kompostieren, laut Umfrage tun
dies 92 % der Bevölkerung.
Diese funktionierenden
Entsorgungssysteme haben Eingang in die Ermittlung der Volumenströme des
Entsorgungskonzeptes gefunden.
Das Entsorgungskonzept sieht eine
zweistufige Einführung der Biotonne im Landkreis Lüchow-Dannenberg vor. In der
ersten Stufe soll mit der Umsetzung der Bioabfallsammlung in den verdichteten
Siedlungsstrukturen der Städte begonnen und dabei mit ca. 26.000 EW ca. 53 %
der Kreisbevölkerung abgedeckt werden.
Für diese erste Stufe hat das
beauftragte Planungsbüro bei der Konzeption u. a. folgende Daten ermittelt:
- Bei einem realistischen Anschlussgrad
von 50 % (Ergebnis der bundesweiten Auswertung vergleichbarer Landkreise)
könnten jährlich ca. 1.800 t Bioabfall gesammelt werden.
- Die 1.800 t setzen sich gemäß Konzept
aus ca. 1.000 t Abfall aus der Grüngutsammlung, 334 t aus der bisherigen
Eigenkompostierung und 466 t aus dem Restabfall zusammen.
-
Bei
Betrachtung der letzten Restabfalluntersuchung aus 2012 wurde ein theoretisch
verwertbarer Anteil von 46 kg/E*a ermittelt. Unter Berücksichtigung der
Tatsache, dass auch bei Einführung der Biotonne eine Organikmenge im Restmüll
von i. M. 25 kg/E*a nicht unterschritten wird, würde sich für den Restabfall
nur ein Potenzial von 21 kg/EW*a und somit ca. 270 t zu verwertender Bioabfälle
ergeben.
Die für den realistischen Anschlussgrad
von 50 % ermittelten Gesamtkosten der Einführung der Biotonne in der ersten
Stufe (Kosteneinsparungen durch Mindermengen Grünabfall und Restabfall bereits
abgezogen) belaufen sich jährlich auf ca. 300.000 Euro. Bei einer
weitergehenden Nutzung der Befreiungsmöglichkeit durch die Bevölkerung wird
eine nochmalige Reduzierung dieser Mengen und damit eine Erhöhung der Kosten zu
erwarten sein.
Unter Berücksichtigung der Tatsache,
dass je nach Betrachtung ein Potenzial an zu verwertenden Bioabfällen zwischen
270 und 466 t besteht, ergeben sich für
die Einführung der Biotonne Kosten von ca. 1.000 Euro/t zusätzlich verwerteter
Bioabfälle. Hinzu kommt, dass ein bestehendes und in der Bevölkerung
akzeptiertes System der Sammlung von Grünabfällen geschwächt wird und in diesem
Sektor mit deutlichen Kostensteigerungen zu rechnen ist.
Die Umweltbilanz der geplanten
Maßnahmen aufgrund der großen Transportstrecken in dem dünn besiedelten
Landkreis kann auch nicht im Sinne des Ministeriums sein. Für die Sammlung von
270 bis 466 t zusätzlichem Bioabfall werden 1.800 t Abfall i. M. 25 km zur Sammelstelle
transportiert und dann ca. 45 km zur Entsorgungsstelle. Anzumerken ist, dass sich der Landkreis Lüchow-Dannenberg aktuell
zur Verwertung seiner Restabfälle inklusive der Organikanteile der
mechanisch-biologischen Verarbeitung (Kalte Rotte) in Bardowick bedient.
Unter Berücksichtigung der vorgenannten
Daten würde der für die Umsetzungsempfehlung verantwortliche Fachausschuss des
Landkreises Lüchow-Dannenberg den gesamten Sachverhalt gerne mit Ihnen, Herrn
Minister Lies, erörtern und ggf. alternative Lösungsmöglichkeiten diskutieren.
In diesem Zuge sollte auch eine Besichtigung der seit längerer Zeit bewährten
Grüngutsammelplätze erfolgen.
Es ist der Bevölkerung meines
Landkreises nur schwer zu vermitteln, dass für die zusätzliche Sammlung relativ
geringer Mengen Bioabfalls jährlich Beträge in Höhe von 300.000 Euro
aufgewendet werden müssen, welche letztendlich vom Bürger zu tragen sind. In
der ersten Umsetzungsstufe ist eine Mehrbelastung von ca. 25 Euro je
Vier-Personen-Haushalt und bei einer vollflächigen Umsetzung Mehrbelastungen
von ca. 50 Euro je Haushalt zu erwarten. Hinzu kommt, dass ein bestehendes und
in der Bevölkerung akzeptiertes Sammelsystem zumindest in Teilen in seiner
Existenz gefährdet wird und eine aufgrund der langen Transportwege verheerende
Umweltbilanz der Maßnahmen.
In der Erwartung einer baldigen
positiven Rückantwort mit einem Terminvorschlag verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Anlage: Abfallmengen
der Landkreise und kreisfreien Städte in Niedersachsen 2015