Sitzung: 23.06.2014 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 18, Nein: 8, Enthaltungen: 1
Vorlage: 2014/764
Der Kreistag Lüchow-Dannenberg bekräftigt
zunächst seine ablehnenden Beschlüsse seit 1992 gegen die vorhandenen und
geplanten Atomanlagen in Gorleben, ein mögliches Endlager im Salzstock
Gorleben-Rambow und weitere Castortransporte ins TBL Gorleben.
Ebenso lehnt der Kreistag weiterhin das
gewählte Verfahren zur Endlagersuche als untauglich ab, u.a. auch wg. der
Beibehaltung des untauglichen Standorts Gorleben.
Der Kreistag Lüchow-Dannenberg sieht es als
unverzichtbar an, dass die Kommission Lagerung hochradioaktiver Abfälle sich in
einem ersten Schritt mit der Evaluation des Standortauswahlgesetzes (StandAG)
befasst und dem Deutschen Bundestag zeitnah konkrete Vorschläge zur Änderung
des Gesetzes vorlegt. Eine Erarbeitung der Kriterien für die Eignung eines
Endlagers darf erst erfolgen, wenn das Gesetz bereits evaluiert wurde und
weiterhin ein Konsens zum Verfahren der Öffentlichkeitsbeteiligung und zu den
Konzepten der Endlagerung erzielt wurde.
Vorliegende Erkundungsergebnisse und vorhandene
Infrastruktur am Standort Gorleben dürfen nachvollziehbar und belegbar
keinerlei Einfluss auf die Entwicklung von Endlagerkriterien durch die
Kommission ausüben. Auch in Bezug auf Veränderungssperren ist der Standort
Gorleben unverzüglich allen anderen Regionen gleichzustellen. Der
Planfeststellungsantrag Gorleben ist zurück zu ziehen.
Der Kreistag fordert die Kommission auf, alle
Sitzungen und Beratungen, auch von Arbeitsgruppen, öffentlich abzuhalten und
über den Beratungsverlauf Protokolle anzufertigen und diese dem Kreistag
zuzuleiten.
Der Kreistag fordert außerdem, die Örtlichkeiten für
die öffentlichen Sitzungen der Kommission so groß zu wählen, dass das
öffentliche Interesse auch wirklich befriedigt werden kann. Insbesondere ist
sicherzustellen, dass die 4 vom Kreistag benannten Kreistagsabgeordneten bzw.
ihre VertreterInnen jederzeit Zugang zu den Sitzungen bekommen und dass die
Einladungen nebst aller Unterlagen rechtzeitig an den Landkreis
Lüchow-Dannenberg versendet werden.
Der Kreistag fordert die Kommission ebenfalls auf, ihre Sitzungen nicht nur
und auch nicht überwiegend in Berlin im Umfeld des Bundestages abzuhalten,
sondern die öffentliche Debatte dadurch zu befördern, dass Sitzungen in
Regionen stattfinden, die potentiell von Endlagerung betroffen sein können. Der
Kreistag erwartet zeitnah eine Sitzung in der einzigen im StandAG namentlich
genannten Region Lüchow-Dannenberg.
Das Bundesamt für kerntechnische Entsorgung, bzw. die
Übertragung von Aufgaben auf dieses Bundesamt, sind mindestens auszusetzen, bis
die Kommission das StandAG evaluiert und die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit
dieses Bundesamtes beraten, sowie der Bundestag über diese Empfehlungen
beschlossen hat.
Das Bundesamt ist nicht zur Genehmigungsbehörde für schwach- und
mittelradioaktive Abfälle zu machen. Die Zuständigkeit und Aufsicht der
Bundesländer ist beizubehalten.
Zum Beratungsgegenstand der Kommission müssen zwingend
alle Arten und Fraktionen nuklearer Abfälle, die Ertüchtigung von
Zwischenlagern und der Rückbau von Atomkraftwerken gemacht werden.
Der Kreistag fordert, dass für die stimmberechtigten
Mitglieder der Kommission ein Mitwirkungsverbot analog der Gemeindeordnung bzw.
der Kommunalverfassung gilt.
Der Kreistag erwartet von der Kommission,
dass diese Beschlüsse im Konsens fasst und auch Minderheiten und Einzelmitglieder
Gutachten der Kommission in Auftrag geben können. Wenn Beschlüsse nicht im
Konsens gefasst werden, muss die abweichende Minderheitenposition textlich
dargestellt und das Stimmenverhältnis und –verhalten der Abstimmungen genannt
werden.
Der Kreistag spricht hiermit eine Einladung an die
Kommission Lagerung hochradioaktiver Abfälle in den Landkreis Lüchow-Dannenberg
aus.
Begründung:
Der Kreistag Lüchow-Dannenberg hat in der
Vergangenheit seit 1992 vielfach in Stellungnahmen seine absolute Ablehnung zur
Atompolitik insgesamt, aber auch zu Anlagen, Transporten und Vorgehen in
Gorleben und anderswo verdeutlicht.
Auch mit dem 2013 durch CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen
gewählten Verfahren zur Endlagersuche werden grundsätzlich Fehler nicht
behoben, sondern im Gegenteil im Nachhinein legitimiert und fortgeschrieben.
Dies gilt es zunächst einmal zu beheben, um ein ähnliches Dilemma wie in der
Vergangenheit zu vermeiden.
Der Kreistag hat sich trotz seiner ablehnenden Haltung
gegenüber der Zusammensetzung und Arbeitsweise der Kommission entschlossen,
Kreistagsabgeordnete als „Beobachter“ zu den Sitzungen zu schicken. Er
erwartet, dass diese Personen einen ungehinderten und gesicherten Zugang zu den
Sitzungen und den Kommissionsunterlagen erhalten.
Adressaten:
Bundes-
und Landesregierung sowie Fraktionen
EJZ,
GA, Wendland.net, Radio ZUSA, NDR, LZ, AZ, Volksstimme, HAZ, dpa
und die beiden Vorsitzenden und die Mitglieder der Kommission