Sitzung: 14.02.2011 Kreistag
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Enthaltungen: 2
Vorlage: 2010/387/1
Der Kreistag kritisiert aufs Schärfste den ausufernden
Polizeieinsatz beim Castortransport im November 2010.
Der Kreistag stellt fest, dass die Einsatzkräfte
teilweise weit über die höchstzulässigen Dienstzeiten im Einsatz waren.
Der Kreistag erachtet den Polizeieinsatz in weiten Teilen
für völlig unverhältnismäßig.
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Demonstranten wurden bereits weir außerhalb
der Versammlungsverbotszonen mit Kampfgas, Hunden, Pferdestaffeln und dem
Einsatz von Polizeiknüppeln angegriffen.
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Der Einsatz von über 1900 Kartuschen
Pfefferspray und CS- Gas übersteigt jedes verhältnismäßige Maß und gefährdet in
unverantwortlicher Weise die Gesundheit der Menschen. Der Einsatz
gesundheitsschädlicher Kampfgase gegen Menschen ist unverzüglich zu beenden!
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Bewusste Inkaufnahme schwerer Verletzungen
durch den Einsatz von Pfefferspray gegen Baumkletterer und unterlassene
Hilfeleistung nach deren Verletzung
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Massenhafte Anwendung von Schmerzgriffen
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Über 1000 Verletzte sind vor dem Hintergrund
der gewaltfreien und phantasievollen Demonstrationsformen der Bevölkerung nicht
mehr hinnehmbar.
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Massenhafte stundenlange Ingewahrsamnahmen im
Freien bei Minusgraden ohne ausreichende humanitäre Versorgung und ohne
richterliche Überprüfung
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Hausdurchsuchungen ohne richterliche
Anordnung
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Mutwillige Zerstörung und Beschädigung an
beschlagnahmten landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen
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Behinderung des Zugangs von angemeldeten und
genehmigten Mahnwachen und deren zeitweise polizeiliche Umzingelung
Der Kreistag kritisiert weiterhin die zeitweise
vollständige Abriegelung von Dörfern und ganzen Gemeinden im Landkreis
Lüchow-Dannenberg.
Der Kreistag fordert Innenminister Schünemann und
Einsatzleiter Niehörster zur vollständigen rückhaltlosen Aufklärung der
Vorkommnisse und weitreichenden Konsequenzen für die Zukunft auf.
Aufgrund der Erfahrungen bei allen vergangenen
Transporten werden die Verantwortlichen aufgefordert, Polizeibeamte mindestens
durch deutlich sichtbare Nummernkennzeichnungen für den Fall von
Gesetzesverstößen identifizierbar zu machen.
Der abermalige Transport von hochradioaktiven
abgebrannten Brennelementen quer durch die Republik und durch den Landkreis
Lüchow-Dannenberg ist unnötig und gefährdet in unverantwortlicher Weise die
Sicherheit der Bevölkerung.
Der Kreistag leugnet nicht die nationale Verantwortung
Deutschlands zur Rücknahme der von deutschen Energiekonzernen produzierten und
exportierten Industrieabfälle. Die Verbringung in eine nicht gegen
Flugzeugabstürze gesicherte Aufbewahrungshalle im Landkreis Lüchow-Dannenberg
trägt jedoch nichts zur sicheren Entsorgung dieser Abfälle bei, sondern schafft
ausschließlich Fakten am zur Endlagerung ungeeigneten Standort Gorleben. Der
Kreistag geht weiterhin davon aus, dass erneute Transporte zu einem zukünftigen
Endlagerstandort erforderlich werden, wenn auch die politisch Verantwortlichen
die Nichteignung des Salzstocks Gorleben erkannt haben.
Der Kreistag kritisiert aufs Schärfste, dass auch bei
diesem Transport die von der Strahlenschutzverordnung geforderte und technisch
mögliche Minimierung der Strahlenbelastung für Einsatzkräfte und Anwohner nicht
erfolgt.
Der Kreistag erneuert seine Forderung, die
Qualitätsfaktoren für die Neutronenstrahlung neuesten internationalen
Erkenntnissen anzupassen und geeignete Maßnahmen zur Minimierung der
Strahlenbelastung zu treffen.
Der Kreistag stellt fest, dass es keine Alternativpläne
für den Fall unvorhergesehener Ereignisse, wie Grenzwertüberschreitungen zu
hohe Wärmeentwicklung oder schwerwiegende Unfälle bei den Castortransporten
gibt. Es gibt weiterhin über die allgemeinen Vorkehrungen im
Katastrophenschutzplan hinaus keine speziellen Vorbereitungen für diese Fälle
und auch keine genehmigte Rücktransportstrecke oder einen alternativen Zielort.